Abhängigkeitserkrankungen
Abhängigkeitserkrankungen sind weltweit weit verbreitet und betreffen Menschen aller sozialen Schichten. Sie zeichnen sich durch ein starkes, oft unkontrollierbares Verlangen aus, psychoaktive Substanzen trotz negativer Folgen regelmäßig zu konsumieren. Das ICD-10 unterscheidet zwischen schädlichem Gebrauch, bei dem ein nachweisbarer Schaden vorliegt, und dem Abhängigkeitssyndrom, das durch Kontrollverlust, Toleranzentwicklung, Entzug und Vernachlässigung anderer Interessen gekennzeichnet ist.
In Deutschland gehören Tabak, Alkohol, Cannabis, Opioide und Kokain zu den am häufigsten konsumierten Substanzen. Tabak ist mit Abstand am weitesten verbreitet: Etwa 11,6 Millionen Menschen in Deutschland rauchen regelmäßig. Alkohol folgt aut Suchtsurvey 2021 mit rund 1,9 Millionen Erwachsenen, die laut Suchtsurvey 2021 die Kriterien einer Alkoholabhängigkeit erfüllen, und fast 40 % der 18- bis 64-Jährigen zeigen problematisches Trinkverhalten. Cannabis konsumierten 6,1 % der Erwachsenen, was etwa 3,1 Millionen Menschen entspricht. Rund 1,6 Millionen Erwachsene haben illegale Drogen (außer Cannabis) mindestens einmal im Jahr konsumiert, und etwa 2,9 Millionen Menschen haben einen problematischen Umgang mit Medikamenten.
Auch Glücksspielsucht (pathologisches Spielen) und Computerspielsucht (Gaming Disorder) zählen mit mehreren Hunderttausend Betroffenen zu den häufigen Süchten in Deutschland – werden nach psychiatrischer Klassifikation jedoch nicht als Abhängigkeitserkrankungen, sondern als Verhaltensstörungen eingeordnet. Während pathologisches Spielen bereits in der ICD-10 unter den Störungen der Impulskontrolle geführt wird, ist Computerspielsucht erst mit der ICD-11 als eigenständige Diagnose anerkannt.
Die Ursachen für Abhängigkeitserkrankungen sind multifaktoriell: Genetische Disposition, frühkindliche Traumata, psychische Vorerkrankungen, soziales Umfeld und leichter Zugang zu Substanzen können das Risiko erhöhen. Zudem wirken Suchtstoffe direkt auf das Belohnungssystem des Gehirns, fördern kurzfristiges Wohlbefinden und machen dadurch wiederholten Konsum wahrscheinlicher. Eine frühe Diagnose und individuell abgestimmte psychotherapeutische Behandlung sind entscheidend für die erfolgreiche Therapie von Abhängigkeitserkrankungen.