Somatoforme Störungen


Somatoforme Störungen sind psychische Erkrankungen, bei denen körperliche Beschwerden im Vordergrund stehen, für die sich trotz wiederholter medizinischer Abklärungen keine hinreichende organische Ursache finden lässt. Die Symptome sind nicht eingebildet oder vorgespielt, sondern werden von den Betroffenen real erlebt und führen häufig zu erheblichem Leidensdruck sowie Einschränkungen im Alltag und im sozialen oder beruflichen Leben.


Die Diagnosestellung ist anspruchsvoll, da eine klare Abgrenzung zwischen „normalen“ körperlichen Beschwerden, nicht erkannten somatischen Erkrankungen und psychisch vermittelten Symptomen erfolgen muss. Zentral ist, dass die Beschwerden über längere Zeit anhalten, mit erheblicher Belastung verbunden sind und sich durch medizinische Befunde nicht erklären lassen.
Zu den wichtigsten Unterformen zählen:

•  Somatisierungsstörung / undifferenzierte Somatisierungsstörung: Bei der Somatisierungsstörung bestehen über längere Zeit wiederholt körperliche Beschwerden aus mehreren Organsystemen, z. B. Schmerzen, Verdauungsprobleme oder neurologische Symptome. Die Beschwerden beeinträchtigen Alltag, Arbeit und soziale Kontakte stark. Die undifferenzierte Somatisierungsstörung ist eine abgeschwächte Form, bei der die Beschwerden mehrere Organsysteme betreffen, aber nicht die volle Symptomzahl einer klassischen Somatisierungsstörung erfüllen.

•  Somatoforme autonome Funktionsstörung: Es bestehen Beschwerden, die sich auf ein spezifisches autonom gesteuertes Organsystem konzentrieren, z. B. Herz-Kreislauf, Magen-Darm, Atmung oder Urogenitaltrakt. Typische Symptome sind Herzrasen, Brustdruck, Schwindel, Atemnot oder Magenbeschwerden.

•  Hypochondrische Störung: Bei Betroffenen besteht eine übermäßige Sorge, ernsthaft krank zu sein oder bald zu werden. Im Vordergrund steht die gedankliche Beschäftigung mit einer möglichen Erkrankung, nicht die tatsächliche körperliche Belastung. Betroffene überwachen ihren Körper, suchen medizinische Abklärungen auf und erleben erheblichen psychischen Stress aufgrund ihrer Ängste.

•  Anhaltende somatoforme Schmerzstörung: Im Vordergrund stehen ein oder mehrere Schmerzen, die stark belastend sind und nicht ausreichend durch organische Ursachen erklärbar. Sie führen zu deutlichen Einschränkungen im Alltag, Beruf und sozialen Leben.

Die Prävalenz somatoformer Störungen liegt in Deutschland bei etwa 6–7 % (12-Monats-Prävalenz). Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Häufig treten Komorbiditäten mit Depressionen oder Angststörungen auf, was den Verlauf zusätzlich belastet.

Als Ursachen werden ein komplexes Zusammenspiel biologischer, psychischer und sozialer Faktoren angenommen: erhöhte Stresssensitivität, eine verstärkte Körperaufmerksamkeit, Lernerfahrungen (z. B. durch Krankheitsmodelle in der Familie) und psychosoziale Belastungen.
In der Behandlung haben sich kognitive Verhaltenstherapie, psychoedukative Ansätze und achtsamkeitsbasierte Verfahren als wirksam erwiesen. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit von den Symptomen wegzulenken, den Umgang mit Belastungen zu verbessern und den Leidensdruck zu verringern; in manchen Fällen können auch medikamentöse Ansätze hilfreich sein.