Angststörungen


Angststörungen gehören neben den Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Angst ist grundsätzlich ein wichtiges Gefühl: Sie schützt vor Gefahren, mobilisiert Kräfte und steigert die Aufmerksamkeit. Krankheitswert erlangt sie, wenn sie übermäßig stark, ohne realistische Bedrohung oder mit deutlicher Alltagsbeeinträchtigung auftritt.


Im Alltag werden die Begrifflichkeiten Angst und Furcht oft gleichgesetzt, fachlich wird jedoch unterschieden: Furcht richtet sich auf ein konkretes Objekt oder eine bestimmte Situation (z. B. Furcht vor einem Hund oder vor Höhen).
Angst ist diffuser, ungerichtet und schwer greifbar, etwa die schreckhafte Angst nach einem nächtlichen Geräusch. Diese Differenzierung spiegelt sich auch in der Diagnostik wider: Unter dem Oberbegriff Angststörungen unterscheidet man phobische Störungen, die an spezifische Auslöser gebunden sind, und sogenannte „andere Angststörungen“, die eher durch anhaltende innere Anspannung oder wiederkehrende Angstattacken gekennzeichnet sind.


• Phobische Störungen umfassen spezifische Phobien, bei denen Betroffene mit starker Furcht, Herzrasen, Zittern oder Panik auf klar definierte Auslöser (z. B. Tiere, Blut, Injektionen, Höhen) reagieren und diese meiden. Andere Vertreter sind die soziale Phobie, geprägt von Angst vor Bewertung in sozialen Situationen, oft verbunden mit Erröten, Zittern oder Rückzug, sowie die Agoraphobie, die Furcht vor schwer zu verlassenden Orten wie Menschenmengen oder öffentlichen Verkehrsmitteln beschreibt.

• Die wichtigsten „anderen Angststörungen“ sind die generalisierte Angststörung (GAS) mit langanhaltender Sorge, Anspannung und körperlichen Beschwerden sowie die Panikstörung mit wiederkehrenden, plötzlich auftretenden Panikattacken und anhaltender Angst vor neuen Anfällen.
Angststörungen sind weit verbreitet: In Deutschland liegt die 12-Monats-Prävalenz bei etwa 14–15 %, die Lebenszeitprävalenz bei rund 20 %. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Soziale Phobien beginnen häufig in der Jugend, Panikstörungen und Agoraphobien typischerweise im jungen Erwachsenenalter.

Die Entstehung ist multifaktoriell: Genetische Einflüsse, neurobiologische Veränderungen, belastende Lebensereignisse und erlernte Muster tragen bei. Angststörungen sind jedoch gut behandelbar. Wirksam sind vor allem psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie, ergänzt bei Bedarf durch Medikamente.